Entspannte Fotografie – stressfrei, absichtlos und frei von Erwartungsdruck…
Das Gegenteil all dieser Eigenschaften hat meine Fotografie lange, ja zu lange begleitet. Auch heute noch bin ich nicht ganz frei davon, aber jedes Mal, wenn ich mich der entspannten Fotografie hingebe gibt es mir unendlich viel Ruhe, Kraft und Glück.
Dieser Blog entstand aus der Idee heraus, euch, lieber Leser, mitzunehmen in die Welt meiner entspannten Fotografie und mich selbst mit jedem Post daran zu erinnern die entspannte Fotografie zu leben.
Den Anfang möchte ich mit einem Ausflug ins Irndorfer Hardt, einem Naturschutzgebiet auf der schwäbischen Alb, machen. Ich besuche dieses faszinierende Gebiet am liebsten zur Margeritenblüte, aber auch zu anderen Jahreszeiten lohnt sich der Besuch. Wenn ihr mehr über das NSG wissen möchtest, findest Du es bei der Suche im Internet auch unter dem offiziellen Namen „Irrendorfer Hardt“
Da dies mein erster Post zur entspannten Fotografie ist, möchte ich Dich gerne mitnehmen in die Gedankenwelt, die mich während einer solchen Fototour begleitet. Vielleicht kennt ihr ja auch solche Gedanken während einer Fototour. Lasst mir doch gerne einen Kommentar mit euren Ideen zu meinen Gedanken oder euren eigenen Erfahrungen da.
- Die Fahrt
Die Fahrt beginnt an einem Sonntagmorgen im Mai um 3.45 Uhr. Ich habe die Straßen für mich alleine. Schon bei der Anfahrt ist es mir wichtig, neben dem wachen Blick für die Straße meine Gedanken zu beobachten. Spüre ich z.B. das Gefühl von Eile, weil ich das erste Licht nicht verpassen möchte? Oder es gibt etwas anderes das mich zur Unruhe antreibt? Dann wären das schlechte Voraussetzungen wirklich entspannt zu fotografieren. Zum Glück ist dies an diesem Morgen nicht der Fall und ich gleite ganz entspannt über die Straße, meinem Ausgangspunkt entgegen. Nach 1h15 komme ich an, ein Waldparkplatz 1,5 KM entfernt von meinem Foto-Ziel.
- Der Weg
Der Fußweg ist dann auch die nächste Entspannungsprobe, denn das erste Tageslicht zeigte sich bereits während der letzten Fahr-Kilometer am Himmel.
Ich spüre den Drang in mir, schnellen Schrittes durch den Wald zu hasten um ja nur schnell auf den Wiesen des Hardts zu stehen. Gebe ich diesem nach, werde ich mit hohem Puls zwar einige Minuten früher dort ankomen, dafür wird mir aber die innere Gelassenheit für den Genuß des Moments verloren gehen. Also entscheide ich mich für einen langsamen Gang um meine innere Eile im Zaum zu halten. Ich gebe zu, ich bin schon ein bisschen stolz, dass ich es schaffe, dem Drang zur Eile nicht nachzugeben.
Dann trete ich endlich aus dem Dunkel des Waldes auf einen Wiesenweg im Osten des Gebietes hinaus.
Schon während des Fußweges habe ich die Lieder der Vögel akkustisch wahrgenommen, die den Tagesbeginn besingen. Aber erst jetzt mache ich sie mir richtig bewusst. Ich gönne mir trotz des schönen Lichtes ein paar Minuten Stillstand, ohne Fotografie und mit geschlossenen Augen, um diesen wundervollen Gesängen zu lauschen. Denn es ist einfach nicht möglich, während des Gehens, dieses akkustische Schauspiel angemessen zu genießen.
- Das Fotografieren
Ab dem Moment, in dem ich die Augen wieder öffne und mich auf den Weg zu meinen Motiven mache gilt es, wieder auf meine Gedanken zu achten. Bin ich im absichtslosen Flow oder versuche ich unbedingt das eine, besondere Motiv zu finden? Für die Entspannung wäre das nicht gut. Denn hierfür ist es wichtig, die Motive nicht zu suchen sondern sie auf mich zukommen zu lassen. Die Suche nach Motiven führt nämlich ganz schnell zu einer Anspannung – einer Art Tunnelblick – der versucht, jedes erdenkliche Motiv zu erspähen und das schönste ja nicht zu verpassen.
So sinnvoll dies für das Ergebnis auch sein mag, so hinderlich ist es für die Entspannung beim Fotografieren. Deshalb habe ich mir angewöhnt, mir während meines Weges immer wieder bewusst zu machen, dass ich nicht suchen muss, sondern schauen möchte. Schauen was um mich herum geschieht, dies in mich aufnehmen und abzuwarten, bis mir mein Inneres signalisiert, dass mich das Motiv gefunden hat.
Dies kommt an diesem Morgen öfters vor, denn über den Wiesen wabern kleine Nebelfelder. Rund um mich herum gibt es eine Unmenge wundervoller Motive. Daher muss ich darauf achten, dass ich mich nicht von der Vielfalt antreiben lasse und alles auf einmal fotografieren möchte. Also, Durchatmen und so die innere Eile wegatmen. Freunde der „Achtsamkeit“ haben hier längst bemerkt, dass ich dieses „Mittel“ für mehr Zufriedenheit und Glück aktiv in meine Fototouren auf meine Weise eingebaut habe. Wer Achtsamkeit und ihre Wirkung noch nicht kennt, sollte dies unbedingt mal ausprobieren. Sie lässt sich in fast alle Lebensbereiche integrieren.
- Das „Negativ“
Wenn ich dann vor meinem Motiv stehe läuft eine Routine ab die es nicht nötig macht, während der Fotografie an Einstellungen der Kamera zu denken. Dabei verfolge ich keinen Plan, kein vorgefertigtes Bild im Kopf. Vielmehr schaue ich auf das Motiv und beobachte bei mir selbst, ob ich die Szene gesamthaft betrachte oder ob ich meinen Blick auf ein Detail fokussiere. Dies entscheidet dann darüber, welches Objektiv ich auf meine Kamera setze. Nun erfolgt die Feinjustierung. Ich aktiviere meinen Monitor und wähle den Bildausschnitt. Hier ist ein wichtiges Leitmotiv die Minimierung, denn ich möchte ja genau die Ruhe, die ich bei meinen Frühtouren suche, auch in meinen Fotografien abbilden. Und das geht selten mit komplexen Landschaftsmotiven sondern am ehesten mit Reduktion der Szenerie. Dies ist auch der Grund, warum mein 100-400mm Zoom mein Lieblingsobjektiv ist.
Die Bedienung der Kamera für Zeit, Blende, ISO, Lichttemperatur und Fokuspunkt ist tausendemale geübt und erfolgt quasi „blind“. Gerne nutze ich durch die meist hohen Kontraste am frühen Morgen Belichtungsreihen. Zwar reicht letztlich oft eine Aufnahme aus aber ich möchte mich beim fotografieren nicht mit der Frage beschäftigen ob nicht vielleicht eine halbe oder ganze Blende mehr oder weniger besser gewesen wäre. Und anders als in der analogen Zeit, als das Filmmaterial ein Kostenfaktor war, spielt in der digitalen Welt die Fotomenge bei der Aufnahme keine wirkliche Rolle mehr.
- Das „Positiv“
Da ich immer im RAW Format fotografiere komme ich gar nicht umhin, meine Aufahmen zu bearbeiten. Hierbei nutze ich – ähnlich wie bei der Aufnahme – meine lange eingeübten Routinen. Mit der immergleichen Software und dem selben Bearbeitungsmuster erschaffe ich Ergebnisse ohne schon zu Beginn einem konkreten Ziel zu folgen. Selten habe ich dabei eine klare Vorstellung von dem finalen Ergebnis. Vielmehr gehe ich meine Schritte durch und achte darauf, wie meine innere Reaktion auf das Ergebnis ist. Wenn mir das Ergebnis gefällt ist es fertig…
Lange Zeit musste ich mir eingestehen, dass die Bildentwicklung keine entspannende Wirkung auf mich hatte. Obwohl sie mir Spaß machte. Erst als ich erkannte, dass ich wegen der vollen Konzentration auf das Ergebnis oft ziemlich angespannt war fand ich den Weg auch die Bildbearbeitung zur Entspannung zu nutzen. Es gilt – wie bei der Aufnahme auch – auf die eigene Atmung zu achten und diese bewusst für das eigene Wohlbefinden einzusetzen.
- Die „Betrachtung“
Der letzte Schritt in der entspannten Fotografie ist für mich das konzentrierte Betrachten des fertigen Bildes. Dabei versinke ich nochmals in die Empfindungen der Aufnahme und hole mir so den Moment zurück. Das Besondere hierbei ist, dass ich solange ich das Bild betrachte den Moment beliebig verlängern.
Und natürlich hoffe ich, dass meine Bilder auch euch als Betrachter ein Stück Entspannung und Freude geben. Dann bin ich nicht nur entspannt sondern auch sehr zufrieden 🙂
Bleibt entspannt…
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