Schlagwort: Alpenbock

2020 – Mein Jahresrückblick

Was für ein außergewöhnliches Jahr. Ein Virus hält die Welt in Atem und wohl kaum ein Mensch bleibt von den verschiedenen Einflüssen, die dem Virus geschuldet sind, unberührt. Dies gilt in vielerlei Hinsicht auch und gerade für Landschafts- und Naturfotografen, da die Reisemöglichkeiten zeitweise doch sehr eingeschränkt waren. In dieser Zeit entdecken viele von Ihnen, – manche schien das fast schon zu überraschen – dass auch die heimische Welt Besonderes zu bieten hat. Für mich war das natürlich nichts neues, denn fotografisch habe ich mich ja schon seit Jahren der heimischen Region verschrieben und kenne daher viele der bekannten aber auch der verborgenen Alb-Schönheiten.  

So konnte ich auch im Jahr 2020 wieder viele schöne entspannte Fotografie-Momente auf der wundervollen Schwäbischen Alb genießen, wenngleich ich in dem Jahr die klassischen Hotspots noch mehr mied als sonst schon, denn selbst in den frühen Morgenstunden war immer mal wieder zu erkennen, dass es mehr Menschen auf die Schwäbische Alb zog.

In diesem persönlichen Jahresrückblick möchte ich ein paar ausgewählte Fotografien präsentieren, zu denen ich eine ganz besondere Verbindung aufgebaut habe. Es mögen nicht unbedingt die besten oder spektakulärsten des Jahres sein, aber jedes von Ihnen erinnert mich an einen ganz besonders schönen oder emotionalen Moment, woran ich euch gerne teilhaben lassen möchte.

Stairway to Alb-heaven…

Schon zu Beginn des Jahres gab es einen besonderen Moment für mich, denn ich konnte die Stufen zum Himmel emporsteigen und von allem irdischen abheben. Zumindest kam es mir so vor, da der Nebel unterhalb der Stufen die Landschaft verhüllte.

Das Mondlicht erhellt den Uracher Wasserfall

Sicherlich einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Alb – der Uracher Wasserfall. Möchte man ihn ganz für sich alleine genießen empfiehlt sich ein Besuch abseits der üblichen „Besuchszeiten“. Ein besonderes Highlight war für mich ein Besuch im Mondschein. Alleine mit der Natur und dem rauschenden Wasser.

Steg ins nichts…

Ähnlich mystisch ist ein Besuch im einzigen größeren Hochmoor der Schwäbsichen Alb bei Nebel. Wäre nicht das freundliche Vogelgezwitscher am frühen Morgen würde man sich unweigerlich an ein paar alte englische Filme erinnert fühlen. Hier gibt es zu diesem Besuch im Schopflocher Moor einen eigenen Blog-Beitrag

Buchenblätter – das Grün kehrt zurück

Die Sehnsucht nach dem Frühling wird in den Buchenwäldern des Albtraufs durch sein atemberaubend frisches Grün auf ganz besondere Weise gestillt. Am liebsten streife ich durch den noch regennassen Wald, da er die Farben besonders zur Geltung bringt. So war es auch an diesem Morgen, an dem ich diese drei Blätter an dem Stamm einer Buche entdeckte.

Der Alpenbock – gesucht und gefunden

Der Alpenbock war 2020 einer der wenigen Gründe, für die ich auf meine sonst übliche „Zufallsfotografie“ verzichtet habe und ganz bewusst auf die Suche gegangen bin. Die Geschichte hierzu gibt es hier in einem separaten Blog-Beitrag

Diesen hoffnungsvollen Blick nach oben konnte ich zunächst nicht verstehen. Als ich den jungen Fuchs jedoch noch einige Zeit beobachtete bemerkte ich, wie von Zeit zu Zeit immer wieder Kirschen von einem Baum zu Boden fielen, die er dann genüsslich verspeiste. Dieses Zusammentreffen mit dem jungen Fuchs und später noch zweier seiner Geschwister war für mich einer der beeindruckendsten Zufälle des Jahres.   

Farben des Morgens

Die Farben des Morgens waren auch 2020 mein beliebtestes Motiv. Vermutlich, weil es die Schönheit der Farben auf der Alb zumeist in der Kombination mit einer unglaublichen Ruhe zu genießen gibt. Da braucht es keine spektakulären Motive, sondern einfach einen Anblick, der die Stille auch optisch zum Ausdruck bringt. Solche ruhigen Momente sind für mich wie eine Ladestation für ein Smartphone. Sie laden meine Energie, die ich im Laufe einer Arbeitswoche verbraucht habe in kürzester Zeit wieder auf.

Der Komet Neowise

C/2020 F3  Der Komet Neowise war nicht nur für Astronomen eine der Besonderheiten im Jahr 2020.  Fotografisch hat er mich nicht inspiriert, wenngleich ich diese Aufnahme bei einer meiner Morgentouren aufgenommen habe. Das Besondere an dem Foto ist für mich eher, dass mir mal wieder bewusstwurde, dass es mir nicht um die Besonderheit eines Motivs geht, sondern darum, eine emotionale Verbindung damit zu haben.

Morgenrot am Federsee

Der Federsee war eines meiner ganz wenigen Fotomotive des Jahres, die nicht zur schwäbischen Alb gehören. Dass ich an diesem Morgen dort Fotostation machte war eher Zufall und der zunächst total bedeckte Himmel und aufkommender Nebel versprach auch wenig Morgenfarben. Da ich aber schon mal da war wollte ich wenigstens einen Gang über den Steg machen. Bei meinem bis dahin einzigen Besuch musste ich den Steg noch auslassen. Und dann war es wie so oft: wenn man mit nichts Außergewöhnlichem rechnet erlebt man die schönsten Momente. Selten durfte ich solch intensive Himmelsfarben erleben.

Sonnenengel

Dieses Foto entstand auf dem Rückweg von einem berühmten Aussichtspunkt ins Donautal. Sicher, der Blick ins Tal war optisch spektakulärer, zumal an diesem Morgen Nebel im Tal lag. Am meisten beeindruckt hat mich jedoch dieser Sonnenengel. Er erinnerte mich daran, dass es wichtiger ist was man sieht als das, was zu sehen ist…

Morgennebel

2020 war für ich so etwas wie ein Nebeljahr. Mal suchte ich ihn und mal fand ich ihn eher zufällig. Manchmal endeten die Frühtouren im Nebel, an anderen Tagen wiederum durfte ich erleben, wie die Sonne den Nebel vertrieb. Aber egal wie die Touren endeten, die Nebelstimmungen erweckten in mir immer ein ganz besonderes Glücksgefühl.

Platz der Stille

Der „Platz der Stille“ ist mein persönliches Bild des Jahres. Es verkörpert all das, was für mich die Alb-Fotografie ausmacht: die sichtbare Stille eines Alb-Morgens. Das braucht keine Worte…

Im Rückblick auf das fotografische Jahr kann ich sagen, dass ich wieder mal viele wunderbare Momente erleben und genießen durfte. Für ein vollkommenes Glücksgefühl braucht es für mich eben keine großen Reisen zu spektakulären oder exotischen Zielen. Es braucht nur einen frühen Morgen und die Alb-Stille um ich herum. Und ich hoffe, dass ich mit meinen Fotografien etwas von diesen Glücksgefühlen an euch weitergeben kann und freue mich natürlich auch über Feedback hierzu 🙂

Wer Lust auf noch mehr Alb-Fotografien hat, findet diese auf www.trustpage.de

Auf der Suche nach dem Alpenbock

Es ist Juli. Und es heiß. Das richtige Wetter für den Alpenbock der Temperaturen über 30 Grad liebt. Diese geschützte Käferart, die nur an wenigen Stellen auf der schwäbischen Alb vorkommt, war vor kurzem Grund für ein persönliches Experiment: der Versuch auf die Suche nach einem Motiv zu gehen.

Das hört sich vielleicht etwas seltsam an, aber meine Art der Fotografie ist normalerweise darauf ausgelegt, dass mich die Motive eher „finden“ und nicht umgekehrt. Zumindest empfinde ich dies so, da es zuvor weder Planung noch eine Bildvorstellung für mich gibt.

Und hier wollte ich mit diesem „Selbstversuch“ eine neue Erfahrung machen. Ich wusste, dass das Wetter passend dafür sein könnte, den seltenen Alpenbock in seinem natürlichen Umfeld zu erleben. Obwohl es noch früh in der „Alpenbock-Saison“ war machte ich mich daher auf den Weg in eines seiner Reviere um zu erkunden, wie sich die bewusste Suche nach einem Motiv emotional von meiner sonst üblichen Art der Fotografie unterscheidet.

Der erste Unterschied war bereits auf dem Weg durch den Wald erkennbar. Denn die etwa 20-minütige Wanderung war nicht wie sonst ein absichtsloses Gehen, sondern es war der Weg zu einem Ziel. Zumindest fühlte sich es so an, da ich mir nicht wie sonst die Gelegenheit nahm, in Ruhe links und rechts des Weges nach Motiven zu schauen.

Als mir dies nach einigen hundert Metern bewusst wurde versuchte ich meinen Schritt zu verlangsamen, den Weg das Ziel sein zu lassen. Aber schnell spürte ich, dass sich meine Gedanken zu sehr darum kreisten, ob ich einen der Käfer zu sehen bekommen werde. Also beschloss ich, dem Drang des Zieles nachzugeben und den Weg „hin zu Etwas“ zu gehen anstatt „auf dem Weg“ zu sein.

In seinem Revier angekommen begann ich mit der Suche nach dem Alpenbock. Ich hoffte, ihn durch seine blaue Farbe auf einem Stapel frisch gefällter Buchenstämme leicht erspähen zu können. Leider war die Suche dort vergeblich. Daher streifte ich weiter durch den Wald, nun auf der Suche nach abgestorbenen, aber noch stehenden Buchen, die ihm als Brutbaum dienen könnten.

Nach kurzer Zeit fand ich ein solches Baum-Exemplar, das zwischen grünen stacheligen Sträuchern mit seiner morbiden Schönheit Richtung Himmel emporragte. Ich ließ meinen Blick über den teils rindenlosen Stamm schweifen, konnte aber beim Umrunden des Baumes nirdens das Blau des Alpenbocks erkennen. Vielleicht war es ja doch noch zu früh im Jahr oder es war nicht heiß genug… der Wind am Albtrauf war ja doch um einiges frischer als dies bei meinem Start im Alb-Vorland war…

Als ich mir diese Fragen stellte wurde mir ein weiterer Unterschied zu meinen sonst üblichen Fototouren bewusst. Das Gefühl von Enttäuschung, nicht das zu finden, was ich gesucht habe. Und das kann es nur geben, wenn man tatsächlich nach etwas bestimmten Ausschau hält. Es war zwar noch früh am Mittag, aber dennoch fragte eine innere Stimme in mir, ob der Weg nicht umsonst war. Naja, eigentlich war das quatsch, denn es war ja ein netter Spaziergang zu dem Ort, der für sich selbst ja auch schon wunderschön ist. Aber dennoch war da das Ziel des Alpenbocks das in diesem Moment in Frage gestellt war.

Ich drehte mich schon Weg zum Weitergehen als ich im Augenwinkel gerade noch eine Bewegung wahrnahm. Da krabbelte etwas. Nein, nicht blau, er wirkte eher grau. Vielleicht hatte ich ihn deshalb zunächst nicht gesehen, da er sich bei diesem Blickwinkel nicht wirklich von der Farbe des toten Stammes unterschied. Aber er war da. Mein erster aktiv gesucht und tatsächlich gefundener Alpenbock. Und das war dann wiederum eine Emotion die es halt auch nur bei einem vorhandenen Ziel gibt. Es letztlich tatsächlich erreicht zu haben.

Hier der Blick „aus dem Augenwinkel“

Letztlich gelang es mir, auf zwei verschiedenen Bäumen zwei dieser wundervollen Geschöpfe zu erspähen. Ein paar fotografische Eindrücke möchte ich hier präsentieren. Viel Spaß beim Betrachten!

Rückblickend kann ich sagen, es war ein tolles Erlebnis. Ein fotografisches Ziel anzuvisieren und das Glück zu haben, das Motiv auch tatsächlich zu finden. Aber ich muss auch zugeben, die Anspannung auf der Suche war größer als bei einer „absichtslosen“ Tour. Für meine entspannte Fotografie werde ich vermutlich weiterhin eher die Motive auf mich zukommen lassen als nach ihnen auf die Suche zu gehen. So hat halt jeder seine Art der Fotografie.

Bleibt entspannt